Am 22.Juli 1876 wurde die Freiwillige Feuerwehr Niederneuschönberg gegründet. Folgende Gründe waren dafür ausschlaggebend: Es existierte ein „Mandat wegen der neuen Einrichtung in Ansehung der erlittenen Brandschäden“. Dieses wurde am 10.11.1784 von Kurfürsten zu Sachsen erlassen. Die Gemeinde Niederneuschönberg sowie die Nachbarorte nahmen eine rasche gesellschaftliche, wirtschaftliche und territoriale Entwicklung. Zur Gründung einer Feuerwehr (künftig FFW genannt) trafen sich an dem bewussten 22.Juli 1876 im alten Saal des Gasthofes „Zum Wilden Mann“ 48 Personen. Nach eingehender Diskussion wurden folgende Beschlüsse gefasst:

1. Die FFW Niederneuschönberg wird gebildet

2. Es wurden folgende Uniformstücke angeschafft:

• Blusen in blau und weiß mit der Bezeichnung „FF“ links und rechts
• Tuchmützen und Gurt
• Später kommt noch eine Drillichhose hinzu
Die Mitglieder mussten diese Kleidung in sechs Raten selbst bezahlen

3. Es wird eine Spezialisierung der Feuerwehrarbeit eingeführt.

• dem Kommando
• den Signallisten
• den Pionieren
• den Steigern
• den Spritzenmännern

4. Herr Robert Schneider wird zum ersten Kommandanten bestimmt. Im Nov des Jahres 1876 werden der Wehr die Vereinsstatuten, die vom Gemeinderat überlassenen Geräte und Helme überreicht.
Die Dienstdurchführung der damaligen Zeit sieht unter anderem vor, dass Zusammenkünfte organisiert werden, dass Gewitterwachen aufgestellt werden
• bei Tag zwei Mann und ein Signallist
• bei Nacht sechs Mann und ein Signallist
und es wurde über die Bildung eines Turnvereins gesprochen. Am 24.Mai 1877 wurde die erst Turnübung abgehalten.

Die FFW bestand zur damaligen Zeit aus aktiven und passiven Mitgliedern. Es wurden entsprechende Beiträge gezahlt. Diese Gelder wurden in eine Feuerwehrgerätekasse und eine Vereinskasse eingezahlt.
Im Jahr 1884 gab es mehrere Bittgesuche an die „Herrschaft zu Pfaffroda“ zur Einrichtung eines Steigerhauses. Schließlich wurde es am Gasthof „Zum Wilden Mann“ errichtet. Das Bauheben fand am 9.Mai 1885 statt. Die ersten Beschlüsse, welche mit Beginn des neuen Jahrhunderts gefasst wurden, gehen in die Richtung die Ausrüstung zu vervollständigen. So werden neue Segeltuchjoppen angeschafft. Die Gemeinde zahlt dafür 300 Mark. Weiterhin wird eine „zweirädrige Abrotzspritze“ von Räther – Chemnitz angeschafft.
In diesen Jahren des Bestehens unserer FFW wird sehr viel Wert auf die Brandbekämpfung und auf die Durchführung von Stiftungsfesten gelegt. Die Einladungen dazu gingen meistens an die Feuerwehren von:

• Böhmisch - Grünthal
• Olbernhau
• Blumenau
• Pfaffroda
• Schönfeld

In den Jahren 1904 / 05 gab es viele Bittgesuche Brandgeschädigter Kameraden anderer Wehren, die um eine Unterstützung aus der Vereinskasse baten. Diesen Wünschen wurde meist zugestimmt. Die sehr gute Stimmung, welche in unserer Feuerwehr herrschte, wurde in einer Notiz des Protokolls am 6.Feb.1904 deutlich und verleitet heute zum Schmunzeln. Zitat: „Das Scharffahren mit der Spritze und das singen auf dem Rückweg vom Brande, überhaupt zur Nachtzeit, ist strengstens verboten“. Im August 1914 wird die Mobilmachung bekannt gegeben. Der erste Weltkrieg bricht aus. Zur Aufrechterhaltung des Brandschutzes in der Gemeinde Niederneuschönberg werden 16 bis 17 jährige Jugendliche herangezogen, obwohl das offizielle Eintrittsalter erst bei 18 Jahren liegt. Weiterhin wird beschlossen, dass den Frauen der im Krieg befindlichen Kameraden und den arbeitslosen Wehrangehörigen Unterstützungen aus der Vereinskasse zu zahlen sind. Die erfolgreiche Arbeit und die ständig hohe Einsatzbereitschaft in unserer Feuerwehr hatten von Anfang an folgende Gründe:

• Sehr viel Lust und Liebe zur Feuerwehrarbeit bei allen Kameraden
• Die territorial sehr günstige Lage der Gemeinde Niederneuschönberg
• Eine konsequente und planmäßige Schulung – bzw. Übungstätigkeit.

Diese Feststellung beweißt ein Beispiel aus dem Jahr 1924: „Bei einem Brand in Blumenau traf unsere Wehr als erste ein, noch bevor die Ortswehr Hilfe leisten konnte“.
In der Festschrift zur 50 Jahr Feier unserer Wehr ist zu lesen, dass seit der Gründung bis zum Jahr 1926

• 115 mal die erste Prämie und
• 26 mal die zweite Prämie
bei der Brandbekämpfung erreicht wurde.

Diese Prämien wurden von der Brandversicherungskammer für das schnelle Eintreffen an der Brandstelle gezahlt. Dieser materielle Anreiz wurde bis 1946 gewährt.
Die Zeit von 1924 bis zur 50 Jahr Feier 1026 stand ganz im Zeichen der technischen Ausrüstung unserer Wehr. So ist im Protokoll vom 11.Okt.1925 zu lesen: „Am späten Nachmittag wurde von der Gemeinde Niederneuschönberg eine Motorspritze der Fa. Flader aus Jöhstadt (Foto) gekauft“.

1926 wurde von der gleichen Firma eine fahrbare zweiteilige Schiebeleiter angeschafft.
Im gleichen Jahr wurde das 50 Jährige Jubiläum würdevoll begangen. Höhepunkte waren:
• Eine Übung auf der Kleinneuschönberger Strasse und ein Festumzug.
Es herrschte eine hohe Begeisterung bei der Bevölkerung des Ortes und bei vielen Nachbarwehren.

Die zunehmende Modernisierung der technischen Ausrüstung verlangte zunehmend auch eine Veränderung der Unterbringungsmöglichkeiten, also ein neues Gerätehaus. Hatte bisher das „Steigerhaus“ am Gasthof „Zum Wilden Mann“, das alte „Spritzenhaus“ an der Neuen Strasse 1 und andere Unterstellungsmöglichkeiten in ortsansässigen Betrieben genügt, so wurde in den Jahren 1929 / 30 am Waldrand 34 ein neues, modernes Gerätehaus errichtet. Am 28. sept.1930 erfolgte die Einweihung dieses Gebäudes. Danach zog wieder der Alltag ein. In dieser Zeit wurde auch ein Löschstützpunkt in der „Buttermilch“ (Teil des Ortes) zur Sicherheit der dortigen Betriebe (Holzindustrie) eingerichtet.
Durch den zunehmenden Straßenverkehr werden freiwillige Feuerwehrleute gesucht, die zur Verstärkung der Polizei eingesetzt werden.

Im Jahr 1935 wurden entlang der Flöha eine ganze Reihe von neuen Einlegestellen für die Motorspritze geschaffen.
In den 30 er Jahren wird besonders viel Wert auf Übungen gelegt, um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Es gab jährlich eine Hauptübung und zusätzlich gab es noch

• Die Exerzierübung
• Die Geräteübung
• Die allgemeine Spritzenübung und
• Die Hydrantenübung

Der 10 November 1937 ist als trauriger Tag in die Geschichte unserer Wehr eingegangen. Bei einem Brand in den Gewerberäumen der Firma Kirsch in Kleinneuschönberg verunglückte unser Kamerad Ernst Schulze tödlich. In Jahr 1939 beginnt der zweite Weltkrieg. Eine der ersten Maßnahmen der damaligen Machthaber war, die Feuerwehren als selbstständige Vereine aufzulösen und sie dem Ortspolizeiverwalter zu unterstellen.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte logischer Weise auch Auswirkungen auf die Feuerwehrtätigkeit. Bereits im Jahr 39 wurden 12 Kameraden unserer Feuerwehr zur Wehrmacht eingezogen. Am 27.April 1940 bittet der Bürgermeister von Niederneuschönberg, Herr Weiße, den Landrat von Freiberg um die Genehmigung zur Bildung einer Pflichtfeuerwehr. Im Protokoll vom 15.Dezember 1941 kann man lesen, dass über 200 Männer aus Niederneuschönberg die Einberufungsbefehle zur Wehrmacht erhalten hatten.

Letztlich könnten am 7.Januar 1942 20 männliche Personen zum Feuerwehrdienst verpflichtet werden. Da immer mehr Einberufungsbefehle kamen und damit fast keine Männer mehr zu Hause waren, wurden in den Jahren 43 und 44 Frauen zum Feuerwehrdienst verpflichtet.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurden sofort erste Maßnahmen zur Aktivierung der Feuerwehr eingeleitet. Am 8.Juni 1945 wurde das Dienstverhältnis der Feuerwehrhelferinnen gelöst. Am 13.August 1945 wurden 22 Männer aus der Gemeinde zur Aufrechterhaltung der Feuerwehrarbeit notverpflichtet.
Am 9.März 1946 fand die erste Versammlung nach dem Krieg statt.

In den Jahren 1948 bis 50 wurde die bei der Gründung der Wehr eingeführte Spezialisierung abgeschafft. Die Mitglieder wurden so geschult, dass sie soviel wie möglich Tätigkeiten im Einsatzfall ausführen konnten. Darüber hinaus wurden Sonntagsbereitschaften durchgesetzt. Der 1.Juli 1950 wird der Ort Niederneuschönberg in die Stadt Olbernhau eingemeindet. Damit kamen wir vom Kreis Freiberg zum Kreis Marienberg. In der Versammlung vom 17.August 1950 wird heftig über die weitere Selbstständigkeit unserer Feuerwehr diskutiert. Der Olbernhauer Bürgermeister verspricht – „Die Feuerwehr Niederneuschönberg behält ihre Selbstständigkeit“.

Die 75 Jahr Feier, 1951, kann leider erst in der Zeit vom 22.9. bis 23.9.1951 durchgeführt werden, da im Ort die Maul – und Klauenseuche ausgebrochen ist. Die 80 Jahr Feier im Jahr 1956 stand ebenfalls im Zeichen eines besonderen Vorkommisses. Die Vorbereitung zur Durchführung des öffentlichen Feuerwehrballes in Saal des Gasthofes zum "Wilden Mann" waren in vollem Gange, als die Sirene aufheulte und unsere Kameraden zum Großbrand nach Lengefeld, dem damaligen VEB Leuchtenbau Lengefeld, gerufen wurden. Sie kamen erst in den Nachstunden dreckverschmiert und total abgekämpft zurück.

Im Jahr 1957 wurde verstärkt die Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren und dem DRK gesucht. Grund dafür war, die Wasserförderung über lange Wegstrecken und die Versorgung verletzter Personen zu üben. Im den Jahren 1957 - 58 wurde ein alter LKW des Schlachthofes zum Löschfahrzeug umgebaut. Unsere Kameraden leisteten dafür ca.1400 Std. Unterstützung erhielten wir auch von den Olbernhauer Firmen Zitzmann und Philipp. Am 1. Mai 1964 wurde zum zweiten mal in unserer Wehr eine Frauengruppe gebildet. Im Jahr 1968 wurden in unserer Feuerwehr erstmals nach dem Krieg verdienstvolle Kameraden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Im selben Jahr erhielten wir, als erste Wehr im Kreis Marienberg die Leistungsstufe II. Die ständige Erweiterung bzw. Modernisierung der Feuerwehrtechnik verlangte Veränderungen und Umbauten am Gerätehaus. Dazu sollen die wesentlichsten Aufgaben genannt werden:

1963 Bau und Einweihung des Schulungsraumes - 308 Std.1969 Bau des Benzinbunkers - 348 Std.

1972 Herstellung eines Anbaus für die Leiter - 428 Std.

1973 - 74 Absenkung des Garagenfußbodens um 40 cm

1982 - 83 Herstellung eines Anbaus für LF mit Anhänger - 2122 Std.

1999 - 2000 Sanierung und Umbau des Gerätehauses wegen Anschaffung neuer Technik -1758 Std. (bis 31.12.2000)

1974 - 76 wird intensiv an der Vorbereitung der 100 Jahr Feier unserer Wehr gearbeitet. Der Wehrleiter, Walter Ehnold, opfert sehr viel Zeit und Kraft um beispielsweise das alte Spritzenhaus an der Neuen Straße 1 so vorzurichten, dass darin eine Ausstellung zur historischen Entwicklung unsere Feuerwehr untergebracht werden kann. Diese Chronik wird fortgesetzt!